In diesem Jahr gab es drei regionale Bachpatentage.
Am 19. Oktober 2024 fand  er in Wierschem im Bürger- und Feuerwehrhaus
statt.

In Kooperation mit der Gemeinde Wierschem konnten sich Bachpaten der näheren,
aber auch aus der weiteren Umgebung zum Thema Stärkung des Landeswasserhaushaltes
durch Renaturierung der Bäche und Auen  austauschen.

Natürlich waren auch wieder hochkarätige Fachleute geladen.
Was können die Bachpaten tun, um zur Erhaltung des Lebensraumes für Pflanzen und
Tiere und zur Renaturierung beizutragen.
.

Zeitig kamen schon die ersten Teilnehmer.

Erst einmal die Logistik – alle tragen sich in die Listen ein und erhalten
Namensschilder.

 

Erste Gespräche finden auch schon statt.

 

 

Eva Maria Finsterbusch (Landesamt für Umweltschutz) begrüßt die Teilnehmer.

Seit 30 Jahren kümmern sich rund 710 Bachpatenschaften in Rheinland-Pfalz
ehrenamtlich auf einer Gewässerlänge
von insgesamt etwa 2.700 Kilometern um die jeweiligen Bach- und Flussabschnitte.
Damit tragen sie neben
der zuständigen Kommune als Bürgerinnen und Bürger aktiv zum Gewässerschutz bei
und leisten einen Beitrag
zur Zielerreichung der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Diese sieht bis 2027 eine gute Gewässerqualität in allen Bächen, Flüssen und
Seen vor.

Grußworte folgten von Landrat Dr. Alexander Saftig, dem 1. Beigeordneten Michael
Büchel-Schwaab
und dem Landtagsabgeordneten Torsten Welling in Vertretung des Bürgermeisters
der Stadt
und der Verbandsgemeinde Maifeld.

Der erste Vortrag der örtlichen Bachpatenschaft  – Martina und Gavin
Grosvenor mit Andreas Frey
zum Sevenicher Tal der Barrenringelnatter.
Sie betreuen offiziell seit 2018 den Pilliger- und Wallerbach: Sie sind durch
fehlende Gewässerrandstreifen,
hohe Konzentrationen von Düngemitteln und durch Fäkalien bedroht.
Seit 2018 hat sich trotzdem vieles zum Positiven  verändert
– sie zeigen, dass sich die Arbeit für die Natur am Bach wirklich lohnt.

Die kleinen Bäche sind Kapillarsysteme der Biodiversität. Die kleinen Gewässer
machen 70% unserer Gewässerstrecken aus.
Sie leisten wichtige Klimaschutzaufgaben, sie filtern und speichern Wasser und
sie speichern CO2.
Die kleinen Bäche sind so wichtig, da sie die großen Flüsse beeinflussen und
auch unser Grundwasser.
Dazu hatten sie einen ganz hervorragenden Film gemacht mit Bildern und Aufnahmen
der letzten 12 Jahre.
So konnten sich die Teilnehmer ein gutes Bild von den örtlichen Bedingungen, der
Natur und der Arbeit des Ehepaars
Grosvenor machen.

Das Svenicher Auenbiotop besteht aus Feuchtwiesen, Sumpfzonen, vier Quellen,
drei Bächen,
kleinen offenen Wasserflächen, großen Wiesen, Heckensäume, Unterholz, uralten
Eichen und Waldbereichen
mit vielen Versteckmöglichkeiten für scheue Tiere.
Die Sevenicher Auen sind die Heimat von über 100 geschützten Tier- und
Pflanzenarten, deren Schutzstatus
auf der Roten Liste, der FFH-Liste (Fauna- und Flora Habitatrichtlinien) und im
Bundesnaturschutzgesetz
verankert ist
Zur Artenvielfalt gehört auch die Barrenringelnatter..
Natürlich leben hier auch unendlich viele Libellenarten und der Eisvogel.
Bei starken Regenfällen dienen diese Feuchtwiesen und Auen als ganz wichtige
Überschwemmungsfläche.
Feuchtwiesen können pro Hektar 3,8 Millionen Liter Flutmasse aufnehmen.
8 mm Regen bedeuten 4 m Wasserhöhe in besiedelten Gebieten.
So wird in den Auenwiesen Wasser gespeichert und leisten einen wichtigen Beitrag
für das regionale Klima.
Felder und Wege stehen schon bei normalem Regen unter Wasser
– so ist der Hochwasserschutz nicht hoch genug einzuschätzen, da Klimaforscher
sich einig sind – die Starkregenfälle
werden noch zunehmen.
Die Bachrandstreifen – sie sollen endlich ins Landeswassergesetz und dadurch
einen sicheren Schutz erhalten.
Oft haben sich über fünf Jahre gute Bachrandstreifen gebildet und werden dann
doch wieder umgeackert,
weil der Landwirt sonst nach fünf Jahren das Land verliert.

Andreas Frey (Gewässerexperte Mayen-Koblenz) erklärte die Arbeit im Detail.

2018 war die Wasserqualität des Wallerbachs sehr schlecht – teils schon toxisch.
Düngemittel, Gülle und Pestizide von den Feldern fließen ebenso in die Bäche,
wie auch der Überlauf der Sevenicher
Kläranlage – ein großes Regenrückhaltebecken verbessert so eine Situation
immens.

Die Bachrandstreifen – dadurch hat sich  eine einmalige Sukzession
eingestellt, denn durch Geschiebe ist der Bach
angestiegen und hat diese Flächen überflutet und hat dort neue Bachbetten
geschaffen
und es ist eine einmalige Feuchtwiese entstanden.
Man müsste dem Bach nur den Platz geben, den er mal hatte – irgendwann einmal
hat er die ganze Senke ausgefüllt –
dadurch würde ein einmaliges Biotop entstehen.

Keine Randstreifen – als Steilkante geformt und bis zum Rand landwirtschaftlich
genutzt.
Durch landumlegung dienen die Bäche nur noch als Grenzstreifen kerzengerade – so
bewirken sie nichts.

Grasfrosch

 

Gewässerrandstreifen mit Bachbunge, Binsen und Gräsern – wertvolle biologische
Filterzone mit Retentionspotential.

Pilliger Bach – kaum Gewässerrandstreifen – die geforderten 5 m Mindestabstand
werden nicht eingehalten.
Die Wasserstellen auf den Feldern zeugen normalerweise für einen hohen
Grundwasserspiegel, wenn die Felder
nicht durch schweres Gerät so verdichtetet sind, dass der Boden Wasser nur noch
an der Oberfläche aufnehmen kann.

 

Wasserproben-Untersuchung – Messergebnisse.

Ammonium = geringe Belastung. Unglaublich hohe Nitrit- und Nitratbelastung.
Mäßige Sulfatbelastung.
Durch den guten PH-Wert macht das Ammonium nichts aus, wobei der Wert sowieso
nicht hoch ist.
Auch beim Phosphat haben wir eine sehr hohe Belastung. Das alles war schon zu
erkennen an einem
starken Brennnesselbewuchs am Rand hin.
Ganz klare starke Belastung durch Eintrag durch die Landwirtschaft.

Am Punkt 1 ist die Belastung in jedem Fall geringer.

 

 

 

 

 

Die Optimierung der örtlichen Kläranlage durch den Bau eines Rückhaltebeckens
und die praktische Umsetzung
von Bachrandstreifen durch die Landwirte haben zu einer erheblichen
Verbesserung der Wasserqualität beigetragen.

 

Petra Hermes – Kreisverwaltung Mayen-Koblenz – Referat 9.70 / Naturschutz,
Wasserwirtschaft
wurde natürlich befragt, wie es um die Gewässerrandstreifen bestellt ist. Sie
erklärte,
dass die Kreisverwaltung natürlich versuche Land zu erwerben, was auch zum Teil
gelingt.
Das ist klar die beste Lösung, weil der Bauer langfristig auch etwas davon hat.

Nach dem hervorragenden Vortrag von Andreas Frei  entschied man sich für
eine Pause.

Roger Best (Westerwaldkreis/Untere Wasserbehörde) im Gespräch mit dem Ehepaar
Grosvenor

 

 

Jutta Paulus – Mitglied im EU-Parlament  – ‚Das neue EU Nature Restoration
Law‘

80% der geschützten Lebensräume in Europa sind in keinem guten Zustand. Auch in
Deutschland ist nicht alles fein, wir

liegen gerade mal im Mittelfeld.

Ebenso 70% der  geschützten Arten sind auch in keinem guten Zustand. Diese
Zahlen alamieren.

Sie zeigen, dass die bisherige Gesetzgebung  nicht richtig umgesetzt worden
ist. Auflagen werden missachtet.

Wir haben ein Umsetzungsdefizit.

Die Ökosysteme müssen wiederhergestellt werden. Man muss sogar über die
FFH-Richtlinien hinausgehen.

Es ist problematisch wenn viermal gemäht und gedüngt wird – wenn man nur zweimal
mäht erhöht sich de Biodiversität immens,

das muss natürlich entschädigt werden.

Bis 2030 müssen 20% der Flächen renaturiert werden. Wiesen auch die Wälder mit
den Monokulturen zählen dazu.

Auch die Moore müssen wiedervernässt werden  – Hecken und Tümpel sind
Lebensraum.

25 000 km sollen frei fließen, das sind aber nur 1% der gesamten Flüsse.

Von der 1 Million Wiesen in Europa werden 100 000 nicht mehr benötigt – je mehr
man Platz für Wasser lässt, desto

kühler wird es . Bessere Wasserversorgung für die Felder durch Vermoorung.

Die Gewässerrandstreifen sind so wichtig – nicht nur für das Ökosystem, dadurch
wird auf natürliche Weise  Hochwasserschutz betrieben.

Klar kann man verstehen, dass die Bauern die nach 5 Jahren wieder zerstören, da
ansonsten die Flächenförderung wegfällt.

Da kann man die Bauern verstehen – die politische Zielsetzung läuft hier
diametral gegeneinander.

Wir müssen langfristig unsere Ernährungssicherheit herstellen. Wir müssen das
Artensterben stoppen, denn das ist ja der Garant für

fruchtbare Böden, für sauberes Wasser und für die Luft. Wir müssen den Druck auf
die Ökosysteme verringern.

Wir müssen schauen, das wir weniger Pestizide und Dünger verwenden.

Die Bürger sollen Briefe schreiben an das EU-Parlament, an das land, an die
Partei, an die Abgeordneten.

Sie bedankte sich noch bei allen Ehrenamtlichen, ohne die vieles überhaupt nicht
möglich wäre.

 

Mittagspause – Leckere Kürbissuppe, Kartoffelsuppe und Würstchen.

 

 

Dr. Holger Schindler – Pro Limno

Synergie- Naturschutz und Wasserrückhalt.

Nach dem Hochwasser verbleibt das Wasser in der Landschaft und bildet immer neue
Lebensräume.

Die Auen sind dadurch gekennzeichnet, dass das Wasser da ist,
dann mal wieder fehlt, sich umlagert und so werden ständig neue Lebensräume
geschaffen.

Ingenieur Johann Gottfried Tulla führte eine der größten
Landschaftsveränderungen am Oberrhein durch.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts variierte die Flussbreite  zwischen
zwei und drei Kilometern.
Der Rhein bestand aus vielen Flussarmen mit kleinen Inseln.

Aufgrund der häufigen Überschwemmungen konnten die Rheinufer nicht
landwirtschaftlich genutzt werden.

 

 

Die Auen sind die Lebensader der Landschaft

 

Die Artenvielfalt in Auen ist sehr groß.

 

Klimaschutz und Biodiversität. Sie puffern Hochwasser ab.

 

Der Starkregen führt zwar im Sommer zu einer Steigerung der Vegetation, aber das
Wasser geht nicht ins Grundwasser.
Das Oberflächenwasser ist zudem noch durch zuviel Nitrit aus der Landwirtschaft
belastet.
Zum Glück gibt es noch das Tiefengrundwasser.
Nur der Regen im Winter führt zu Grundwasserneubildung.

Wird das Wasser in der Landschaft gehalten, ist das ein wirksames Mittel bei
Dürreperioden und es verringert den
Abfluss des Wassers erheblich. So wird auch der Grundwasserspiegel wieder
erhöht.

 

 

Die Forelle benötigt eine Wassertemperatur von 7° zur Reproduktion.

 

Die Flurbereinigung hat natürlich den Abfluss des Wassers gefördert.

Wald, Felder, Weinberge sind zu stark sedimentiert – eine Gewässerreinigung
findet nicht statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese geraden Gräben, in denen das Wasser durchschießt bis in die Orte ist keine
Option.
Gewässerrandstreifen, Feuchtwiesen und Auen bringen nur positive Veränderungen.

So zählen Feuchtwiesen zu den artenreichsten Biotopen und binden mit bis zu 30 %
mehr CO2
als alle anderen  Ökosysteme auf der Erde. Hinzu kommt der  Beitrag
für das Klima wie auch für den
Schutz vor Überschwemmungen und Flutkatastrophen.

 

Viele Bachpaten und Interessierte waren gekommen.

Abschließend führte eine Exkursion, geleitet von Martina und Gavin Grosvenor,
zu Pilliger- und Wallerbach,
lokalen Feuchtwiesen sowie der Ottilienquelle. Hier konnten die Inhalte der
Vorträge in der Landschaft erfahren werden.