Die Jahreshauptversammlung der Interessengemeinschaft Lahn – IG-Lahn fand in
diesem Jahr im Ristorante Amalfi in Runkel statt.

Die Mitglieder kommen

Frank Spengler und Rolf Steuernagel

 

Der erste Vorsitzende Winfried Klein begrüßte die Mitglieder und
wies kurz auf die Geschichte der IG-Lahn und das Erreichte hin, so auch auf die Tatsache,
das seit 1990 mit den zuständigen Ministerien und Behörden Absprachen und
Zusagen getroffen wurden bezüglich der Wiederansiedlungsprojekte in der Lahn
im Sinne der heutigen Biodiversitätsstrategie und aktive Maßnahmen an der gestauten
und nicht mehr fließenden Lahn, vor allem in Rheinland Pfalz.

So wurden von der IG-Lahn in Aumenau eine Lachs-Hälter, Brut- und
Aufzuchtstation den Lachswarten aufgebaut, die den Lachs wieder in die Lahn zurückbringen soll.
In der Lahn wurden Junglachse ausgesetzt und bis heute sind dann auch 125 große,
laichbereite Lachse an die Lahnmündung zurückgekehrt. Unsere Lachswarte haben
die großen Lachse mit unserem Boot mit Elektrofanggerät an der Lahnmündung in
Lahnstein gefangen und nach Aumenau gebracht. Dort haben wir die Eier gewonnen
und ausgebrütet.
Die Brütlinge wurden in den Rundbecken in Aumenau zu Junglachsen (Smolts) von 12
bis 16 cm Größe herangezogen und in die Weil und Dill und Lahn ausgesetzt.
Von dort wanderten sie nach Grönland und kehrten nach 3-5 Jahren an die Lahn zurück.
Neben den 125 gefangenen laichreifen Lachsen
sind bestimmt mehrere Tausend Lachse bereits an die Lahnmündung zurückgekehrt,
doch konnten diese nicht in die Lahn einwandern, da bisher von den Ländern und Behörden
keine der vielen versprochenen Maßnahmen an der Lahnmündung geschweige in der
Lahn verwirklicht wurden!
Die von uns in Aumenau erbrüteten und wieder ausgesetzten Junglachse, sind also
schon Nachkommen, von den von uns ausgesetzten 200.000 bis 300.000 Junglachsen und haben bewiesen,
dass unser Lachswiederansiedlungsprojekt funktionieren würde!
Von der Seiten der Interessengemeinschaft wurden die Aufgaben hervorragend und
fristgerecht erledigt.
Die Länder und der Bund haben ihre Zusagen leider nicht eingehalten.
Die für die Lahn zuständigen Bundesbehörden sind nicht auf dem Kurs der
EU-Wasserrahmenrichtlinie
– die den Umbau der Gewässer für solche Maßnahmen bis 2026 gesetzlich
vorschreibt.
Werden die prioritären Ziele (gute Wasserqualität, gute Struktur und
Durchgängigkeit nicht erfüllt und erreicht
erfolgen Vertragsstrafen von täglich 100 000 biss 800 000 Euro pro Tag!

„Die Wasserqualität der Lahn ist heute so
schlecht, wie nie“ erklärte Winfried Klein den gegenwärtigen Zustand der Lahn.
Die so wichtigen Wasserpflanzen sind einmal bedingt durch die Herbizide
verschwunden, was 1964 schon einmal der Fall war. In  den 90ern kamen sie aber durch Verbote
von den Total-Herbiziden Atrazin, Simazin und Nitrofen wieder zurück. Das hatte die IG-LAHN in
jahrelangen Bemühungen erreicht.
2021 ist die gesamte Wasserflora (bis auf die Gelben Teichrosen) leider schon
wieder verschwunden und niemand hat es gemerkt.
Kein Wort stand davon in den Zeitungen oder war in anderen Medien zu vernehmen.
Die Wasserflora hat eine erhebliche Bedeutung für die Gesamtökologie der
Fließgewässer und vor allem alle Wassertiere!

Auch die Kläranlagen können die heutigen Schadstoffe aus den Gewässern nicht
fern halten.
Wir haben heute sogenannte Mikroschadstoffe in den Gewässern.
Dies sind meistens Rückstände aus Medikamenten, die von Menschen und Tieren in
der Landwirtschaft wieder ausgeschieden werden und von den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden
können.
Neu hinzugekommen sind PFAS (giftige Rückstände aus der Bauwirtschaft), die den
Fischen u.a. Wasserbewohnern den Garaus machen. Die Fischbestände der Lahn haben
in den letzten 10 bis 15 Jahren um ca. 80% abgenommen!

Die Lahn voll gewässerfeindlichen Braunalgen im späten Frühjahr in Villmar

Hinzu kommen zu hohe Nährstoffwerte im Wasser, die meistens bei Regenereignissen
aus den Flächen in die Lahn eingeschwemmt werden und im Lahnwasser zur einer Massenalgenbildung
(Braunalgen) führen.
Bei der Assimilation reichern die Algen am Tage das Wasser übermäßig mit
Sauerstoff bis 180% Übersättigung an, während in der Nacht die Algen den Sauerstoff selbst wieder einatmen
(Dissimilation) und bis Morgens auf 0 bis 10% vermindern, sodass alle Kiemenatmer Atemprobleme haben.
Bei der Assimilation am Tag entweicht dem Wasser z.B bei
der Photosynthese Kohlensäure, sodass das Wasser alkalisch wird und der pH-Wert
oft bis >pH 10 ansteigt. Durch den hohen pH-Wert wird dann auch noch im Wasser befindliches, harmloses
Ammonium zu 80% in hochgiftiges Ammoniak umgewandelt, welches schon bei 0,2 mg im Liter Fische
tötet
Würde die Lahn ohne Stauhaltungen und Wehre fließen, gäbe es keine Algenbildung
und keine dieser genannten Probleme! Deswegen fordern auch bekannte Biologen und
Wissenschaftler die Gewässer durch Abbau der Wehre wieder fließen zu lassen, um die
beschriebenen Probleme in den Gewässern zu beseitigen!
Deswegen immer wieder die Forderung von Winfried Klein: „reißt die Wehre nieder“
– es wäre kein Verlust für die Natur und wenn dann
die Wasserkraftwerke auch verschwinden, wären diese „Fischmordanlagen“,
die blutroten „Ökostrom“ erzeugen auch beseitigt und das Bundestierschutzgesetz
würde auch dann eingehalten und diese üble Tierquälerei beseitigt! Im übrigen wäre dann
auch der Aal gerettet, der mittlerweile allein von den Wasserkraftanlagen fast ausgerottet wurde
Im Fischereiverein Weilburg wurden 1990 noch 5000 Aale im Jahr gefangen, heute
noch keine 100 mehr!
Die Lahn würde wieder zu einem ökologisch wertvollen und sauberen Fluss
und wir könnten dann auch unsere Kinder wieder bedenkenlos zum Baden in die Lahn
schicken!

Dass wir mit unseren Ansichten und Forderungen
nicht alleine sind belegt zum Beispiel auch
die Aussage der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutzes, Frau Prof. Dr.
Beate Jessel: „93% der Bevölkerung stimmen für einen naturbelassenen und fließenden
Flusslauf.
– Folglich setze man das nur um, was schon alle wollen“, und Richard Klingen,
Abteilungsleiter sogar beim WSV
– die an der Lahn alles umbauen wollen(!) sagt: „kompletter Rückbau spart
unnötige Sanierungs- und Unterhaltungskosten“!
Wir Schließen uns diesen Insider-Aussagen widerspruchslos an!

Wir fordern Sie alle auf mit zu helfen, dass die
notwendigen Maßnahmen von Politikern und anderen
für die Gewässer verantwortlichen Behörden und Regierungen aufgenommen und
eingeleitet werden, wodurch sie die EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie die Biodiversitätsstrategie bis
2026 bzw. 2030 verpflichtet!

Roland Mauden (links) Heinz Bernd Lotz Obernhof

 

 

Für die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) war eigens
Roland Mauden (Fischreferent der SGD-Nord)
gekommen. Er übermittelte Grüße vom Präsidenten Wolfgang Treis und auch von den
Kollegen aus Hessen.
Er berichtete über die geplanten Neubauten der maroden Wehre an der Lahn, durch
das Wasserstraßen Neubauamt Heidelberg.
6 Neubauten von Staustufen sind an der Lahn geplant. Sie sollen allerdings so
gebaut werden, dass die jetzigen Verhältnisse und Standorte erhalten bleiben sollen.
Das bedeutet, so Klein, dass der derzeitige schlechte Zustand an den Wehr-Standorten
erhalten bleibt und weiterhin auch alle bisherigen Nutzungen erhalten werden sollen,
was im Wesentlichen von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung so gewollt wird.
Das bedeutet allerdings für das Gewässer, dass der jetzige Zustand für die nächsten 100 Jahre
in Beton gegossen wird und es keine der oben geforderten Verbesserungen an der Lahn gibt.

Laut WSV-Neubauamt in Heidelberg soll der Neubau von 4 Wehren 250 Millionen Euro
kosten und der Gegenwert ist NULL, da es für die Gewässerökologie keine Verbesserungen
gibt und alle bisherigen unguten Nutzungen erhalten bleiben sollen.
Dafür wurde das 16 Millionen teure Projekt „LiLa-Lahn“ vor einigen Jahren
begonnen, was wir von der IG-LAHN strikt ablehnen.

Der Lahntourismus wird in den Medien stets hochgelobt. Nach ehemaligem Landrat Puchtler
würden jährlich von Lahntouristen etwa 3,5 Milliarden Euro an der Lahn
eingenommen, da jeder Tourist täglich ca. 80 €uro ausgeben würde. Der ehemalige Landrat Fluck
hatte für die IG-LAHN ermittelt, dass alle Übernachtungen in den Kur- und Reha-Kliniken
entlang des Lahngebietes dem Lahntourismus zugerechnet würden.
Wie maßlos überall übertrieben wird kann man auch in Wikipedia erkennen:
Man gebe das Suchwort Lahn ein und suche nach „Tourismus Lahn“:
Man findet folgende Angaben: Auf der Lahn würden1365 Fahrgastschiffe und 47584
Motorschiffe fahren!
So wird die Lahn wichtig und interessant gemacht, was ja niemand nachprüfen
kann. Es biegen sich die Balken von den Unwahrheiten!
Deswegen fordert auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung alle Wehre zu
erhalten bzw. neu zu bauen.
Vorsitzender Klein war vor ein paar Jahren bei einer Gewerkschaftveranstaltung
in Diez, wo die ca. 60 Wasserbauer skandierten: „Die Lahn muss Bundeswasserstraße
bleiben, damit wir unsere Arbeitsplätze erhalten können!“ Dies soll also der Grund sein,
die Lahn nicht umzubauen  und so zu erhalten, wie sie derzeit ist. Das ist kein Grund alles so zu belassen
wie es ist!
Wir haben das auch dem BMVi Dr. Volker Wissing mitgeteilt und bisher keine
Antwort erhalten.

Neben vielen weiteren Hinweisen und Forderungen von Vors. Winfried Klein in seinem Vortrag,
bat er die Mitglieder und vor allem die große Öffentlichkeit der Bürger und
Institutionen sich immer über die Dinge an der Lahn auf dem Laufenden zu halten und die IG-LAHN zu
unterstützen, dass an der Lahn nicht die Wünsche der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung weiter
vorangetrieben und umgesetzt werden und immer daran zu denken, dass die Lahn wieder zu einem
Lachsgewässer gemacht werden soll und die großen Laich-Lachse in jedem Frühjahr zu
Hunderttausenden wieder in unsere Lahn zurückkehren und bis über Bad Laasphe (was früher „Lasafa“
hieß, und neudeutsch Lachswasser bedeutet) sogar nach NRW aufwandern konnten!

Dieses Ziel wird die IG-Lahn verfolgen und bittet um Unterstützung der Bevölkerung entlang der Lahn!

 

Bernd Meerkamp (Katzenfurt)

 

Anke und Sascha Gronau

 

 

von links Werner Hölzer, Bernd Meerkamp, vorne Roland Mauden und Heinz Bernd Lotz

Es war für alle Mitglieder ein interessanter und lehrreicher Nachmittag der mit weiteren Gesprächen
und einer wohl schmeckenden Pizza im Ristorante Amalfi in Runkel dann ein schönes Ende fand!